«Swiss TecLadies»: Mentoring gab den Durchblick zur Lehre als Optikerin
Was will ich werden? Das fragten sich gemäss Bundesamt für Statistik jährlich rund 30’000 Sekundarschülerinnen in der ganzen Schweiz – darunter auch Carla von Niederhäusern. Im Swiss TecLadies-Programm von 2023 hat sie sich mit ihrer Mentorin, der Bauingenieurin Stefanie Burri, für eine Lehre als Augenoptikerin entschieden. Die für sie perfekte Kombination aus technischer, kaufmännischer und ästhetischer Vielfalt zu finden, war nicht ganz einfach.
Carla, wie hast du vom Mentoring-Programm «Swiss TecLadies» erfahren?
An unserer Schule in Buochs wurden für die Berufswahl viele Informationen abgegeben und Coachings vorgestellt, darunter auch das «Swiss TecLadies» Mentoring-Programm für technikinteressierte Mädchen. Ich zögerte nicht lange, machte den Eignungstest … und wurde aufgenommen – als Einzige aus Nidwalden! Das halbjährige Programm habe ich nun so gut wie abgeschlossen.
Stefanie, wie geschah das «Matching» mit deiner Mentee Carla?
Während die interessierten Mädchen und jungen Frauen für die Selektion ihre Berufswünsche und Ziele angaben, reichten wir Mentorinnen einen ähnlichen Steckbrief ein: Beruf, Hobbies, Interessen, Kenntnisse etc. Damit wurden wir von der Programmleitung mit den Mentees zusammengebracht.
Ich habe sehr gute und wertvolle Erfahrungen gemacht – Carla ist bereits meine dritte Mentee. Wir hatten uns vor dem Programmstart noch nie getroffen, aber das hätte privat gut sein können: Wir fanden heraus, dass Carla in derselben Strasse in Buochs wohnt, die bis vor fünf Jahren auch mein Zuhause war.
Carla, wie haben sich deine Pläne im Verlauf des Mentorings verändert?
Mein ursprünglicher Berufswunsch war Zeichnerin mit Fachrichtung Architektur. Ich war darum froh, dass Stefanie aus diesem Bereich ist, und habe es mir beim Schnuppern intensiv angeschaut. Es war sehr interessant, aber die Arbeit geschieht zum Grossteil an Bildschirmen. Ich sprach auch mit meinen Freundinnen, die zum Beispiel das KV machen, Polygrafin oder Mediamatikerin werden. Auch dies war mir zu «computerlastig», aber das Kaufmännische und das Kreative gefielen mir gut. Also suchte ich mit Stefanie nach Ausbildungsprofilen, bei denen Technik ein Aspekt unter mehreren ist.
Stefanie, was habt ihr im Mentoring-Programm konkret gemacht?
Bei «Swiss TecLadies» geht es um Selbstfindung, um die Erweiterung des eigenen Horizonts, ums Abstecken des zukünftigen Weges. Als Mentoring liegt es mir fern, eine Richtung vorzugeben. Ich versuche vielmehr, die Neigungen und Fähigkeiten meiner Mentee zu erfassen.
Zusammen haben wir Firmen besucht, an Swiss TecLadies-Workshops teilgenommen und Präsentationen von Berufsfeldern angeschaut. Die Chemie-Vorlesungen an der Uni Zürich Irchel hat uns beide sehr beeindruckt. Wenn ich so etwas als Teenagerin erlebt hätte – gut möglich, dass ich in Chemie besser gewesen wäre!
Doch ich bin Bauingenieurin mit Spezialgebiet Tragewerke. Ich berechne und begleite den Bau von Gebäuden und Infrastrukturbauten. Als Mentorin mache ich eigentlich nichts anderes: Ich unterstütze und begleite die Realisation von «Brücken» ins Erwachsenenleben. Als wir uns, angeregt durch die Familie, das Profil «Augenoptiker/in EFZ» ansahen, kam für Carla endlich alles zusammen. Ich habe sie bei ihren Bewerbungen unterstützt, und es hat funktioniert: Carla fängt im August die Lehre im Hauptort Stans an.
Carla, freust du dich, diesen Weg einzuschlagen?
Ja, sehr! Ich glaube, dieser Beruf bringt mir die gewünschte Abwechslung und Vielschichtigkeit. Er verbindet Technik mit Handwerk – wir lernen zum Beispiel Gläser zu schleifen und feinmotorisch mit vielen Materialien umgehen. Und es gibt viele soziale Aspekte wie Kundenberatung, Design, Ästhetik, Buchhaltung oder Gesundheit. Der einzige Nachteil: die Berufsschule, wo ich zwei Tage in der Woche bin, ist in Olten, was gut eineinhalb Stunden Weg bedeutet. Wenn ich nach der Lehre die Berufsmatura an der BMS mache, könnte ich auch später noch ein Studium anschliessen.
Stefanie, wie erlebst du die (immer noch) oft männlich dominierten Technikberufe? Was würdest du ändern?
Ich habe keine Probleme damit. Mein Rezept ist einfach: Natürlich und ehrlich sein, authentisch bleiben. Ich weiss, was ich kann, aber auch, was ich nicht kann. Ich werde als Fachkraft respektiert, im Kollegenkreis und bei den Kunden, im Büro genauso wie auf der Baustelle. Ich versuche, meine Überzeugungen im Swiss TecLadies Mentoring-Programm an die nächste Generation weiterzugeben.