Swiss TecLadies Mentoring-Programm 2024-25: 120 junge Frauen erobern die MINT-Welt
Ende September startete die vierte Ausgabe des nationalen Mentoring-Programms Swiss TecLadies mit den Welcome Days in Lugano, Yverdon und Zürich. Rund 250 Schülerinnen zwischen 14 und 19 Jahren haben sich für das Programm beworben, davon wurden 120 zufällig ausgewählt. Sie trafen auf ihre persönlichen Mentorinnen, alle Expertinnen mit technischem Berufshintergrund. Gemeinsam werden sie während den nächsten sieben Monaten die Welt der Technik und Informatik entdecken.
Das Swiss TecLadies Mentoring-Programm ermöglicht nicht nur das Entdecken einer Vielfalt technischer Berufe – es stärkt die jungen Frauen auch auf ihrem persönlichen und beruflichen Weg. Dass solche Initiativen nötig sind, unterstrich ein Videoclip zur Einführung: Im Alter von 5 Jahren hören viele Mädchen gemäss Studien auf, daran zu glauben, dass sie Präsidentin, Ingenieurin oder Astronautin werden können. Die Träume weichen der Realität. Deshalb müssen sie immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden. Dazu braucht es viel eigenen Willen, aber vor allem auch Unterstützung aus dem eigenen Umfeld und aus dem Bildungs- und Förderbereich.
Die Teilnehmerinnen nahmen die Botschaft als Ansporn, diesem und anderen Rollen- und Geschlechter-Clichées die Stirn zu bieten. Verschiedene Workshops, Gespräche und Präsentationen stiessen in allen Sprachregionen auf Enthusiasmus und Interesse. Ob ein gedanklicher Ausflug ins All mit Galactic Chloé in Yverdon, Begegnungen mit Physikerinnen und Ingenieurinnen im Ideatorio in Cadro (Lugano) oder als kreative MINTMacherinnen an der #wetechtogether Konferenz in Zürich: Alle waren sich einig, dass es noch viel mehr weibliche Pionierarbeit im Technikbereich braucht, und dass eine diversere auch eine bessere Arbeitswelt ist.
Ausserdem: Wenn weiterhin nur rund 10-15% der jungen Frauen einen technischen Beruf studieren oder erlernen, werden wird den Fachkräftemangel nicht beseitigen können. Gemäss neuesten Schätzungen werden 2030 auf dem ICT-Arbeitsmarkt rund 40 000 Fachkräfte fehlen. Die 120 Mentees im diesjährigen Programm unternehmen wichtige Schritte gegen diese Entwicklung – auch als Technik-Botschafterinnen und Empowerment-Vorbilder für weitere junge Frauen in ihrem Umfeld.
Nach den Schlussvoten entströmten den drei Welcome Days lauter Mentoring-Paare mit lachenden Gesichtern: Alle Mentees und Mentorinnen haben zueinander gefunden, ihre Kontakte ausgetauscht und erste Treffen geplant, sowohl im Rahmen des Programms als auch zu zweit. 120 Reisen unter dem Banner «Zukunftsgestaltung» haben gerade erst begonnen.
Nun geht’s los mit Mentoring-Treffen, Besuchen bei interessanten Instituten oder Arbeitgebern, und vielen anderen Aktivitäten. Pro Workshop oder Firmenbesuch werden 1-2 Mentees gebeten, einen kurzen Bericht darüber zu schreiben. Dieser wird dann auf der TecLadies Website veröffentlicht. Während des ganzen Mentoring-Programms muss jede Mentee mindestens 5 Events besuchen und/oder Mentorinnen-Treffen festhalten, damit sie ein Teilnahmezertifikat erhält. Ausserdem verfasst jede Mentee die Abschlussarbeit “meine persönlichen Highlights”, entweder als Collage, Zeichnung, Liste oder mit Fotos.
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Was sagen unsere Mentorinnen und Mentees zum Start ins Programm?
Den Allermeisten gefiel das Kennenlernen von Gleichaltrigen und von einer persönlichen Sparring-Partnerin, der Vergleich von Lebensentwürfen, Ideen und Zielen am besten. Stellvertretend für die Teilnehmerinnen aus allen Regionen stehen die folgenden Aussagen von drei Mentoring-Paaren:
Mentorin Tina: Geschäftsführerin und Ingenieurin (links im Bild) mit ihrer Mentee Tuana: «Im Kennenlern-Workshop «Prototypen für 2030 bauen» haben wir uns mit einem anderen Team zusammen überlegt, was im Haushalt wirklich praktisch wäre: Ein Wäscheroboter! Um diese Maschine zu entwickeln, könnten wir Tuanas Fähigkeiten in Informatik sehr gut brauchen.»
Mentee Tuana: «Mir hat das Planen und Entwerfen gut gefallen – wir haben viele gemeinsame Interessen entdeckt. Eine Mentorin zu haben, ist fast so, wie wenn man plötzlich erfährt, dass man eine vorher unbekannte grosse Schwester hat – toll!»
Mentee Sarah: Wir haben uns auf Anhieb verstanden, auch wenn Marie nicht ganz auf meiner Augenhöhe ist – physisch. Das sieht lustig aus und förderte den gegenseitigen Perspektivenwechsel!
Mentorin Marie: Postdoktorandin in Biotechnologie: Ja, wir passen super zusammen. Übrigens lustig: Ich hatte immer weibliche Vorbilder, immer weibliche Chefs. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass in der DDR, wo ich aufwuchs, praktisch alle Frauen im Erwerbsleben standen. Es ist schön, einer jungen Frau einen Anlass wie diesen zeigen zu können, wo Frauen in der überwiegenden Mehrheit sind und alles in die Hand nehmen.
Mentorin Christine: Stadtplanerin, Professorin für Urbanismus und Mobilität an der Berner Hochschule: Ich bin seit dem Anfang des Programms dabei. Es geht jedes Mal viel Herzblut rein, jede junge Frau hat andere Vorstellungen und auch ich lerne jedes Mal Neues. Meine Erfahrungen ist ein Geschenk, das glücklich macht. Es tut auch sehr gut, andere Mentorinnen kennenzulernen und zu spüren, dass unsere Aufgabe auf viele Schultern verteilt ist.
Mentee Fee: Ich war schon immer technikinteressiert. Das auszuleben ist einfacher, wenn man wie ich in einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse ist. Christine hat mich gefragt, warum ich meinen Konstrukteurinnen-Traum (als 5-Jährige) nicht weiterverfolgt habe. Ich sagte, naja, als Frau…? Da meinte sie: du bist im richtigen Programm. Glaube an dich und deine Fähigkeiten!